Oberholz liegt allen am Herzen
Das Oberholz ist das beliebte Naherholungsgebiet für die Göppingerinnen und Göppinger. Der Klimawandel hat zu einer verstärkten Sensibilisierung der Bevölkerung für diesen Stadtwald und dessen Bewirtschaftung gesorgt. Im Gemeinderat wurde deshalb intensiv über die forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes diskutiert.
Grundlage der forstwirtschaftlichen Arbeit in den Göppinger Wäldern ist die sogenannte Forsteinrichtung. Dabei handelt es sich um eine Vereinbarung zwischen dem Waldbesitzer Stadt und dem Forstamt, in der geregelt wird, wie der Wald in einem Zeitraum von zehn Jahren bewirtschaftet werden soll. Regelmäßig wird über diese Arbeiten im Gemeinderat informiert und auch die interessierte Bürgerschaft wird eingebunden. So fand im Dezember ein öffentlicher Waldrundgang mit Interessierten im Oberholz statt, bei dem Revierleiter Rainer Ertl bevorstehende Maßnahmen erläutert. Dazu gehören auch forstliche Maßnahmen, in deren Zuge es zu Fällungen von Bäumen kommt, die aufgrund der wachsenden Sensibilisierung der Bevölkerung beim Thema Klimaschutz, verständlicher Weise kritischer als früher hinterfragt werden. Gerade die Fällarbeiten sorgen leider auch vermehrt zu Kontroversen zwischen der Bürgerschaft und den ausführenden Mitarbeitern des städtischen Waldwirtschaftsbetriebes sowie dem Revierleiter vor Ort. Umso wichtiger ist es, über die Waldwirtschaft und den Zustand des Waldes zu informieren.
Im Gemeinderat stand nun, nach einer Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik (AUT) im Januar, die Forstwirschaft erneut auf der Tagesordnung, diesmal speziell bezogen auf das Oberholz. Denn nach der AUT-Sitzung waren Anträge der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, Linke & Piraten und FDP/FW zur weiteren forstlichen Vorgehensweise im Oberholz eingegangen. Diskutiert wurde in öffentlicher Sitzung in erster Linie über den sogenannten Vorbau, eine Maßnahme zur Verjüngung des überalterten Waldes und zur Förderung des Eichenanteils. Hierbei werden Lichtungen geschaffen, um junge, lichtliebende Eichen nachpflanzen zu können. Erfolgt die Schaffung dieser Lichtkegel nicht, setzten sich verstärkt Buchen gegen die Eichen durch. Forstamtsleiter Martin Geisel betonte, dass man im Oberholz einen erfreulich hohen Eichenanteil habe. Dieser wurde von jeher von Menschenhand gepflegt, wobei es in der Altersverteilung ein „demografisches Problem“ gebe. Der größte Teil der Eichen, über 100 Hektar, sei über 200 Jahre alt. Will man die Kontinuität im Wald erhalten, gelingt dies nur künstlich, durch gezielte Maßnahmen.
Baubürgermeisterin Eva Noller machte klar, dass Bewirtschaftung des Waldes nicht dessen Zerstörung bedeute. „Kurz nach den Maßnahmen sieht es zwar oft schlimm aus, aber es geht darum ein Spezifikum zu erhalten, den Eichenbestand als Charakteristikum des Oberholzes. Wenn man dies erhalten will, muss man den Wald pflegen“ erklärte sie.
Die in der Vorlage der Verwaltung vorgesehene weitere Vorgehensweise bei der Waldverjüngung entsprach zwar dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, wurde dennoch zugunsten eines weitergehenden neu gestellten LiPi-Antrags abgelehnt. Demnach werden Verjüngungen in der noch zwei Jahre laufenden Forsteinrichtung nur dann erfolgen, wenn die erforderlichen Freiflächen durch Sturmschäden entstehen. Desweiteren wurden folgende Punkte einstimmig beschlossen:
Im Rahmen der nächsten Forsteinrichtung (2026 - 2035) sollen mehr Waldflächen als Naturwald ausgewiesen und sukzessive geschaffen werden. Ziel ist die Schaffung von Naturwald auf einer Fläche von insgesamt circa 35 Hektar in städtischen Wäldern. Bei der Waldverjüngung sollen grundsätzlich nur heimische, klimaresistente Bäume verwendet werden. Die Douglasie als wichtige Alternative zur Fichte kann dabei in geringem Umfang weiter vorgesehen werden.
Für Vorratspflege- und Verkehrssicherungsmaßnahmen ist im Oberholz bis 2025 eine Holzentnahme von rund 1.000 m³ geplant. Die Holzentnahme in Zusammenhang mit Vorratspflegemaßnahmen wird bis einschließlich 2025 ausgesetzt. Im Rahmen der Beratungen über die nächste Forsteinrichtung (2026 - 2035) wird dann neu über die Notwendigkeit dieser Maßnahmen entschieden. Verkehrssicherungsmaßnahmen sind in jedem Fall durchzuführen. Hierunter fallen auch Verkehrssicherungsmaßnahmen, die im Rahmen der Ertüchtigung des TrimmDich-Pfades notwendig werden.
Über die erfolgten und geplanten Maßnahmen wird es auch zukünftig jährliche Informationen in den Gemeinderatsgremien geben, auch sollen weiter öffentliche Begehungen für die interessierte Bürgerschaft angeboten werden. OB Maier betonte abschließend, dass er großes Vertrauen in die Arbeit der Forst-Fachleute habe. Auch Eva Noller dankte und Forstamtsleiter Martin Geisel und Revierleiter Rainer Ertl für ihre engagierte und waldwirtschaftlich fundierte Arbeit.