Archivgeschichte
Der erste schriftliche Hinweis zur Existenz eines Archivs in Göppingen stammt von einem im Jahr 1586 angelegten Verzeichnis der "Registratur über des Spitals zu Göppingen Brieff". In seinem historischen Kern geht das Archiv auf zwei Einrichtungen zurück, auf die Provenienzen "Spital" und "Stadt- und Amtsschreiberei".
Der erste Stadtbrand von 1425 und der Dreißigjährige Krieg 1618-1648 führten zu keinen nennenswerten Einbußen an Archivgut. Verluste erlitt das Stadtarchiv indessen beim zweiten Göppinger Stadtbrand im Jahr 1782. Zwar konnte dank des beherzten Eingreifens des Stadtschreibers Karl Friedrich Knoer der größte Teil der Archivbestände, darunter die 1318 einsetzende Urkundenüberlieferung, in Sicherheit gebracht werden, doch konnte mangels Transportmöglichkeiten nicht verhindert werden, dass Teile der Rechnungen und der Inventuren und Teilungen verbrannten. In dem 1785/86 vollendeten Neubau des Rathauses nach dem Großbrand bekam das Archiv Räume im Erdgeschoss zugewiesen, die es bis zu seinem Umzug an den heutigen Standort "Alter Kasten" 1983/84 behalten sollte.
1928 wurde Oberlehrer a. D. Wilhelm Scheuthle mit der Neuordnung des Archivs beauftragt. Nach seinem plötzlichen Tod noch im selben Jahr nahm sich sein Nachfolger Karl Kirschmer dieser Aufgabe mit großem Engagement an. Die Auflistung der ca. 300 lfd. Meter umfassenden heutigen Altbestände für die "Württembergischen Archivinventare" kündet von dieser Fleißarbeit. Erstmals hauptamtlich besetzt wurde das Stadtarchiv 1955 mit Manfred Akermann. Auf ihn folgten als Leiter des Archivs 1974 Dr. Dieter Kauß, 1983 Dr. Karl-Heinz Rueß und seit 2020 Dr. Dominik Gerd Sieber.
Das Haus "Alter Kasten" geht zurück auf die um 1570 vom Göppinger Obervogt Christoph von Degenfeld errichtete Stadtresidenz. Diese wurde 1707 unter Einbeziehung eines Nachbarhauses zum Fruchtkasten der Göppinger Oberhofen-Stiftsverwaltung umgebaut. Vom 19. Jahrhundert an bis zum Einzug von Stadtarchiv und Vertriebenenstuben diente das Gebäude schulischen Zwecken.