Museum im Storchen

Mit seiner Dauerausstellung gibt das Städtische Museum im Storchen auf über 500m² vielfältige Einblicke in die spannende Geschichte der Stadt Göppingen. Gehen Sie in unserer "Schatzkammer" auf Spurensuche und lassen Sie sich von den Spielzeugen traditioneller regionaler Unternehmen wie Märklin, Schmohl und anderen faszinieren. Lösen Sie das Rätsel um die Namensgebung des Museums und um die "Gesichter" an der Faurndauer Stiftskirche oder blicken Sie wie einst der Maler Christoph Kleemann auf das vom Stadtbrand 1782 zerstörte Göppingen.
Wir verstehen unsere Einrichtung als ein Haus der Originale, das als Lern- und Erlebnisort zum Entdecken und Erforschen einlädt. Präsentiert werden Ihnen daher Zeugnisse der Kunst und des Kunsthandwerks aus dem Filstal sowie Exponate zur Göppinger Kultur- und Alltagsgeschichte. Darüber hinaus zeigt das Museum regelmäßig Sonderausstellungen zur Stadt- und Regionalgeschichte sowie zu kulturgeschichtlichen Themen. Abwechslungsreiche Begleitprogramme und Vermittlungsangebote, Lesungen und weitere Veranstaltungen machen das Städtische Museum das ganze Jahr über zu einem facettenreichen Anziehungspunkt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Die Ausstellung zeigt, verteilt auf fünf Stockwerke, verschiedene Facetten Göppinger Geschichte. Der Bogen spannt sich von frühen Siedlungsspuren bis zur Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Personen und ihren Ideen. Die klassische Präsentation wird ergänzt durch interaktive Elemente und eigene Entdeckerstationen für junge Museumsbesucher.
Sonderausstellung
20.03.2023 - 09.07.2023
NAPOLEON und Göppingen
Stadt und Oberamt in Zeiten des Umbruchs
Die Zeit um 1800 war geprägt durch vielfältige Umbruchprozesse, die die Moderne einläuteten. Wie keine andere historische Figur steht Napoleon Bonaparte für diese unruhige Epoche, die das ausgehende 18. Jahrhundert bis zum Jahre 1815 umfasst. Der französische Feldherr und Kaiser gestaltete Europa und speziell Deutschland zukunftsweisend um, mit Folgen bis in unsere Gegenwart.
In dieser Phase der globalen und europäischen Geschichte ging es im württembergischen Oberamtsstädtchen Göppingen nur vordergründig beschaulich zu. Stadt und Amt lagen mitunter direkt im Schnittpunkt der zeitgenössischen Geschehnisse. So litt das verkehrsgeografisch zentral gelegene
Filstal nahezu die gesamte Epoche über an den drückenden Einquartierungen durchmarschierender Truppen. Ein Höhepunkt dürfte 1805 / 06 erreicht worden sein, als Teile der napoleonischen Grande Armée auf ihrem Siegeszug nach Ulm und Austerlitz durch die Region kamen. Kurz danach brachten russische
Kriegsgefangene, die Typhus einschleppten, Göppingen die Katastrophe, denn die Krankheit breitete sich auch in der Stadt aus.
Demgegenüber bekamen die Göppingerinnen und Göppinger den siegreichen Kaiser der Franzosen tatsächlich auch persönlich zu Gesicht, nicht nur seine Soldaten: Auf der Rückreise nach Paris machte Napoleon im Januar 1806 in Göppingen halt. Er wurde feierlich mit einem Triumphbogen empfangen.
Aber auch Persönlichkeiten aus dem engsten Umfeld des Korsen kamen nach und durch Göppingen. Besonders prominent waren darunter sein Bruder Jérôme mit seiner Gemahlin Katharina, einer württembergischen Prinzessin. Das Ex-Königspaar von Westphalen hielt sich im Sommer 1815 für
einige Wochen im Göppinger Schloss auf, ehe es sich nach dem endgültigen Untergang des napoleonischen Empire auf den Weg in weitere Exilorte machen musste.
Bis heute wirksam sind zudem die Landesgrenzen, die in napoleonischer Zeit fixiert wurden. Die politische Landkarte um Göppingen veränderte sich damals grundlegend. In Folge von Mediatisierung und Säkularisation, wie auch dem Bündnis mit Napoleon, konnte Württemberg sein Territorium fast verdoppeln
und stieg zum Königreich auf. Stadt und das vergrößerte Oberamt Göppingen, die bislang an der württembergischen Ostgrenze lagen, verschoben sich nun ins Landesinnere.
Doch nicht nur im politischen Bereich erlebten die Göppingerinnen und Göppinger umwälzende
Innovationen. Auch in technischer Hinsicht wurde eine neue Zeit spürbar. Durch das Filstal verlief eine
optische Telegraphenlinie, die für einige Zeit Paris mit Wien verband. Über visuelle Zeichen konnten per Sichtkontakt von Station zu Station Nachrichten nun über weite Entfernungen in wenigen Stunden übermittelt werden. In Göppingen war der südliche Turm der Oberhofenkirche Teil dieses Kommunikationsnetzes.
Napoleon spielte in der deutschen Erinnerungskultur bis zu den Weltkriegen eine zentrale Rolle, so auch in Göppingen. Speziell die Befreiungskriege wurden national überhöht und gefeiert. Die Abgrenzung zum französischen Erbfeind und Tyrannen Napoleon wurde infolge der Frage nach einem deutschen
Nationalstaat instrumentalisiert und schließlich trieb das nationalsozialistische Regime die antinapoleonische Propaganda auf die Spitze.
Veranstaltungen
Mittwoch, 24.05.2023, 19 Uhr
Online-Vortrag von Prof. Dr. Ute Planert, Universität zu Köln
Krieg und Not. Süddeutschland im Zeitalter der Revolutions- und napoleonischen Kriege
Dienstag, 13.06.2023, 19 Uhr
Vortrag von Dr. Dominik Gerd Sieber, Archiv und Museen Göppingen
"Nichts anderes als Staats-Gefangene"? Der kurze Exilaufenthalt des Ex-Königspaars von
Westphalen Jérôme Bonaparte und Katharina von Württemberg im Göppinger Schloss im Sommer 1815
Mittwoch, 05.07.2023, 15 Uhr
Öffentliche Führung mit Dr. Dominik Gerd Sieber, Archiv und Museen Göppingen
Museumseintritt